Zur Urlaubszeit zieht es einen in die Ferne – und wenn auch vielleicht nur in Gedanken. „Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“ lautet der Titel von Elisabeth Florins neustem Krimi. Für den Leser bietet das Buch die Möglichkeit mit einem Höchstmaß an Spannung und sprachlichem Vergnügen gleich zwei Wohlfühlregionen zu erkunden: Südtirol und den Taunus. Dabei hält sich der Krimi fern der Touristenpfade und des Hochglanzidylls der Marketingbroschüren. Das Kurstädtchen Meran ist in dem Südtirol Krimi kein Sissie-seliges Ferienparadies sondern ein Ort finsterer Umtriebe und menschlicher Tragödien. Im Schnalstal wird nicht getörrgelt sondern geschossen und bei der „Hinteren Schwärze“ ist der Name Programm. Auch in Deutschland ist Königstein kein Fachwerk-Schmuckkästchen sondern vielmehr Heimat des Chefs einer Ratingagentur, der aber mittlerweile ziemlich tot am Pool eines Luxushotels in Meran liegt. Die Bad Homburger Kripo hat ihre liebe Mühe, den Südtiroler Commissario bei seinen Ermittlungen auf fremdem Terrain zu unterstützen und der „Zauberberg“ bei Kelkheim hat so gar keinen alpinen Bezug, dafür aber undurchsichtige Bewohner.

Man ahnt es, eine komplexe Krimi-Handlung also, die von Südtirol in den Taunus und wieder zurück führt. Ein Südtirol mit 320 prall voll Spannung, die den Leser auf kriminalistische Reise schicken und einen handfesten zeitgeschichtlichen Hintergrund haben: Die Rattenlinie nämlich, jene Route also, auf der nach dem 2. Weltkrieg Nationalsozialisten scharenweise aus Deutschland nach Südtirol und von dort weiter nach Südamerika flohen. Warum ausgerechnet Südtirol? Die Region südlich des Brenners war die einzige in den späten 1940er Jahren, die im deutschsprachigen Raum nicht mehr unter alliierter Kontrolle stand. Eine deutschfreundliche Bevölkerung und ein funktionierendes Helfernetzwerk bildeten den idealen Rahmen für Kriegsverbrecher auf der Flucht – und für Commissario Pavarotti jede Menge Möglichkeiten sich auch heute noch um Kopf und Kragen zu ermitteln.

„Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“ ist ein Südtirol Krimi mit einem ordentlichen Schuss Taunusflair. Lesen lohnt sich – und vielleicht gehört man danach ja zu den über 7,2 Millionen Touristen, die es jedes Jahr nach Südtirol zieht. allein im vergangenen Tourismusjahr 2016/ 2017 stieg die Zahl um rund 3,5 Prozent. Nach der Lektüre des neuen Südtirol Krimis wird man die Region aber definitiv mit anderen Augen als bisher sehen.